22.05.2024

Erklärvideos und Lerntypen

Blogreihe "Digitales Lernen"

von Claudia Richeling

Erklärvideos und Lerntypen
Bild-Credit: aconium GmbH

Erklärvideos ermöglichen es, Lerninhalte in kurzer Zeit auf den Punkt zu bringen und visuell ansprechend zu präsentieren, was sie zu einem unverzichtbaren Werkzeug für Lehrer:innen, Trainer:innen und Content-Ersteller:innen macht.

 

Wie können  Grafiken und Texte passgenau für den Lernenden animiert werden?

 

Die Gestaltungsmöglichkeiten für Erklärvideos sind vielfältig und sollten je nach Zielgruppe, Inhalt und Thema ausgewählt werden. Besonders beliebt sind dabei animierte Erklärvideos. Aus der Vielzahl der Optionen konzentrieren wir uns hier auf animierte Erklärvideos und zeigen anhand von sechs Stilvarianten, für welche Zwecke diese bevorzugt eingesetzt werden. Diese Übersicht veranschaulicht verschiedene Darstellungsweisen des Begriffs "Blended Learning".

Flat Design

Ein Designstil, der auf minimalistischen Elementen und klaren Formen basiert. Es verzichtet auf realistische Darstellungen wie Schatten, Texturen oder 3D-Effekte und setzt stattdessen auf flache, zweidimensionale Elemente. Farben sind oft kräftig und kontrastreich, um eine klare visuelle Hierarchie zu schaffen und wichtige Informationen hervorzuheben. Flat Design legt Wert auf Einfachheit, Benutzerfreundlichkeit und schnelle visuelle Erfassung von Informationen.

Hier finden Sie ein Beispielvideo zum Thema Gigabitförderung 2.0 im Flat Design:

https://aconium.eu/wp-content/uploads/2024/04/teaser-video-mit-button.png

Whiteboard

Whiteboard-Erklärvideos sind animierte Videos, die erstellt werden, indem Inhalte auf einem virtuellen "Whiteboard" gezeichnet werden, während sie erklärt oder erzählt werden. Oftmals zeigen diese Videos eine Hand, die auf einem leeren Bildschirm oder einer Tafel zeichnet, während eine Stimme im Hintergrund den Inhalt erklärt.

Lineart

Lineart ist eine Designmethode, bei der hauptsächlich Linien verwendet werden, um Formen, Konturen und Details darzustellen. Das Lineart Design konzentriert sich auf klare, präzise Linien, um Objekte oder Figuren zu definieren. Typischerweise werden nur Schwarz und Weiß oder monochrome (einfarbige) Farbschemata verwendet, um die Linien hervorzuheben und den Fokus auf die Formen zu lenken. Lineart wirkt minimalistisch und Details werden eher reduziert dargestellt.

Piktogramm

Mit dem Piktogrammstil gelingt Ihnen ein eleganter, sachlicher und seriöser Auftritt. Vor allem Zahlen und Fakten können in diesem Stil gut hervorgehoben werden. Diese Art des Videos wird daher oft im technischen Bereich eingesetzt.

Comic

Erklärvideos im Comic-Stil sind meist sehr bunt und verwenden visuelle Elemente wie Illustrationen, Sprechblasen und Charaktere. Durch die Verwendung von Comic-Ästhetik kann die Aufmerksamkeit der Zuschauer mithilfe einer unterhaltsamen Geschichte auf humorvolle oder kreative Weise eingefangen werden.

Das Thema Korruptionsprävention wird in diesem Video im Comic-Stil veranschaulicht:

Isometerisches Design

Isometrische Erklärvideos zeichnen sich durch ihre dreidimensional wirkende räumliche Darstellung mit Blickwinkel aus der Vogelperspektive aus. Insbesondere eignet sich dieser Stil zur Abbildung vielschichtiger Systeme und Prozesse in den Bereichen Technologie, Infrastruktur oder Verkehr.

Die isometrischen Bildwelten machen es möglich, komplexe Zusammenhänge und Dienstleistungen transparent und verständlich darzustellen, ohne die Klarheit der Darstellung zu beeinträchtigen. In folgendem Video ist das Thema LoRaWAN in isometischer Darstellung zu sehen:

Was macht gute Erklärvideos aus?

Die Wahl des passenden Videos hängt neben den Inhalten vor allem davon ab, welche Wirkung Sie erzielen wollen. Da Erklärvideos insbesondere visuelle und auditive Lerntypen ansprechen, betrachten wir zunächst die unterschiedlichen Wahrnehmungskanäle beim Lernen – visuell, auditiv, haptisch und kommunikativ. Diese werden in der Psychologie und Pädagogik als 4 Lerntypen beschrieben:

Visuelle Lerntypen lernen am besten, wenn sie sich Informationen optisch vor Augen führen können.
Der auditive Lerntyp lernt durch Hören und Sprechen.
Der haptische Lerntyp lernt durch Anfassen und Fühlen.
Der kommunikative Lerntyp braucht den Austausch mit anderen, um zu lernen. Dieser Typ lernt auch durch intensives Nachlesen und Nachdenken.

Die wenigsten Menschen lassen sich einem konkreten Lerntypen zuordnen. Ein sogenannter Mischtyp profitiert davon, unterschiedliche Methoden und Techniken der einzelnen Lerntypen miteinander zu kombinieren. 

So gelingt es, alle Lernpräferenzen gleichermaßen zu berücksichtigen

Es ist sowohl in der Präsenzlehre als auch im digitalen Lernen sinnvoll, positive Anreize für alle Lerntypen zu schaffen. Daher stellt sich für E-Learning Designer:innen die Frage, wie sie ein digitales Lern-Setting mit Erklärvideos gestalten können, um auch die haptischen und kommunikative Lerntypen anzusprechen.

Aus diesem Grund haben wir nachfolgend drei Möglichkeiten gesammelt, um dieser Herausforderung gerecht zu werden:

Interaktive Lernvideos gestalten: Fügen Sie beispielsweise interaktive Elemente wie Quizfragen direkt in das Video ein, um kommunikative und haptische Lerntypen die Möglichkeit zu geben, sich aktiv zu beteiligen. Das Erklärvideo läuft erst dann weiter, wenn die Frage (richtig) beantwortet wurde. Zur Erstellung eines interaktiven Videos können Autorentools, wie Articulate Storyline, H5P oder auch Camtasia verwendet werden.


Praktische Übungen integrieren: Ergänzen Sie die Erklärvideos durch praktische Übungen oder Simulationen, bei denen die Lernenden aktiv handeln und Probleme lösen können. Dies spricht insbesondere haptische Lerntypen an und ermöglicht es ihnen, das Gelernte direkt anzuwenden.


Kooperative Lernaktivitäten fördern: Darüber hinaus können innerhalb eines Lernmanagementsystems, kurz LMS, im Anschluss an ein Erklärvideo auch Diskussionsforen oder Gruppenaktivitäten bereitgestellt werden. Überlegen Sie sich dafür kooperative Lernaktivitäten, bei denen die Lernenden in Gruppen agieren und gemeinsam an Projekten oder Problemlösungen arbeiten. Dies ermöglicht den kommunikativen Lerntypen durch den Austausch mit anderen zu lernen und verschiedene Perspektiven zu erfahren.

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